Nicht nur im Sommer: Wenn Schwitzen zur Qual wird

 width=So richtig Sommer ist das zur Zeit in vielen Gegenden Deutschlands im Moment zwar nicht, aber er kann ja noch kommen. Und mit der Wärme taucht für viele Menschen alle Jahre wieder ein Problem auf – nicht wenige nämlich neigen zu übermäßigem Schwitzen. Dabei liegt die Betonung auf „übermäßig“, denn jeder von uns schwitzt, und das ist auch sinnvoll.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Schweißdrüsen gehört die Temperaturregulierung des Körpers

durch die Verdunstung der Flüssigkeit auf der Haut entsteht Kälte und der Körper wird gekühlt. Auch starkes Schwitzen kann gelegentlich vorkommen und ist nicht unbedingt ein Anzeichen für eine Fehlfunktion des Körpers. Bei manchen Menschen sind starke Schweißausbrüche und übermäßiges Schwitzen jedoch durch eine Funktionsstörung der Schweißdrüsen bedingt, man spricht dann von einer Hyperhidrose oder Hyperhidrosis. Betroffene leiden oft erheblich unter Ihren Symptomen, auch wenn sie an sich nicht gefährlich sind – aber ein durchgeschwitztes Hemd im Kino oder Restaurant ist schon unangenehm und zieht oft missbilligende Blicke auf sich. Welche Ursachen hinter einer Hyperhidrose stecke und welche Behandlung dagegen helfen kann, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Was ist eine Hyperhidrose?

Als Hyperhidrose, auch Hyperhidrosis, wird stark ausgeprägtes Schwitzen bezeichnet, besonders an Achseln, Händen und Füßen oder im Gesicht – prinzipiell ist das übermäßige Schwitzen aber am ganzen Körper möglich. Als krankhaft gilt das Schwitzen dann, wenn die Menge des Schwitzens über die zur Wärmeregulation nötige Menge deutlich hinausgeht, wenn also eine Fehlfunktion der Schweißproduktion vorliegt.

Die Betroffenen haben oft schwitzige Hände und Füße und trauen sich deshalb häufig kaum, anderen die Hände zu reichen oder sich irgendwo die Schuhe auszuziehen. Viele Betroffene haben ständig nasse Achseln oder Schweißflecken auf der Kleidung und fühlen sich unsauber und ungepflegt. Menschen, die stark schwitzen und an Hyperhidrose leiden, haben oft einen enormen Leidensdruck, weil die gestörte Schweißproduktion das soziale Miteinander erschwert.

Weil der Übergang zwischen normalem und übermäßigem Schwitzen oft nicht klar abzugrenzen ist,

kann die Hyperhidrose nicht an eindeutigen Symptomen festgemacht werden. Die Beschwerden sind ebenso wie der individuelle Leidensdruck individuell verschieden. Mögliche Anzeichen sind:

übermäßiges, starkes Schwitzen oder ständiges Schwitzen
ein unangenehmes Feuchtigkeitsgefühl oder durchgeschwitzte Kleidung mit auffälligen Flecken
die Symptome treten meist schon im Kindes- und Jugendalter, teils auch schon vor der Pubertät auf
die Beschwerden bestehen mindestens einmal pro Woche, oft unabhängig von der Umgebungstemperatur

Das übermäßige Schwitzen kann am ganzen Körper auftreten (generalisierte Hyperhidrose) oder nur an einzelnen Körperstellen (lokalisierte oder fokale Hyperhidrose), etwa nur am Kopf, unter den Achseln, an den Füßen oder Händen. Fällt zudem auch ein übermäßiger oder extrem unangenehmer Schweißgeruch auf, handelt es sich um eine Sonderform der Hyperhidrose, die sogenannte Bromhidrose.

Die Ursachen einer solchen Überfunktion der Schweißdrüsen sind oft unklar. Man unterscheidet die primäre von der sekundären Hyperhidrose.

Eine primäre Hyperhidrose liegt vor,

wenn keine Krankheiten oder andere äußere Einflüsse die Störung verursachen. Möglicherweise spielt bei der primären Hyperhidrose eine erbliche Komponente eine Rolle. Auch die Psyche kann dazu beitragen, den Teufelskreis von Hyperhidrose in Gang zu halten: Stress und Angst verursachen Schwitzen, die Schweißausbrüche führen wiederum zu Stress. Auch andere Auslöser können neben Stress und Emotionen den plötzlichen Schweiß triggern, etwa körperliche Anstrengung, Hitze oder bestimmte Nahrungsmittel.

Eine Hyperhidrose kann auch die Begleiterscheinung anderer Erkrankungen sein,

dann spricht man von einer sekundären Hyperhidrose. Mögliche Ursachen der sekundären Hyperhidrose können etwa Diabetes, Herzinsuffizienz, Schilddrüsenüberfunktion, Hormonstörungen oder auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen sein.

Nicht immer hat starkes Schwitzen aber eine Hyperhidrose zur Ursache

So kann beispielsweise auch die Einnahme von Medikamenten (Antidepressiva oder Kortison) oder der Verzehr bestimmter Lebensmittel (scharfe Speisen oder Koffein) starkes Schwitzen zur Folge haben. Auch Stress, psychische Belastungen oder vermehrte oder vergrößerte Schweißdrüsen sind mögliche Auslöser.

Weil vermehrtes Schwitzen verschiedene Gründe haben kann,

ist eine ärztliche Abklärung immer ratsam, wenn die eigene Schweißproduktion übermäßig erscheint oder man sogar unter den Folgen des starken Schwitzens leidet. Bei neu auftretenden Schwitzattacken – besonders nachts – sollten in jedem Fall gravierende Ursachen ausgeschlossen werden.

Was kann man tun tun gegen vermehrtes Schwitzen?

Bei moderater Ausprägung können oft schon recht einfache Maßnahmen helfen: Kalt-warme Wechselduschen etwa, Kleidung aus Natur- anstelle von Kunstfasern, die Verwendung von Deodorants oder Antitranspirants, die die Schweißproduktion hemmen  oder auch Bäder mit gerbsäurehaltigen Mitteln, zum Beispiel Salbei. Auch das regelmäßige Trinken von Salbeitee, der Verzicht auf heiße oder scharfe Speisen, auf Kaffee, Alkohol und Nikotin bringen oft schon spürbare Erleichterung, ebenso wie das Erlernen von Methoden zur Entspannung und Reduktion von Stress und gegebenenfalls die Reduktion von Übergewicht. Und auch Tabletten mit Salbei sind erhältlich und können helfen.

Für ausgeprägtere Fälle gibt es weitere Möglichkeiten, eine Hyperhidrose zu behandeln

die allerdings kann nur der Arzt beurteilen und gegebenenfalls verschreiben: Erfolge werden etwa mit Schwachstromtherapien, mit Botulinumtoxin A, Ultraschall und Mikrowellen erzielt – ebenso durch medikamentöse Maßnahmen, durch psychotherapeutische Behandlung oder manchmal sogar durch operative Eingriffe. Letztere werden eher selten angewendet und sind nicht unumstritten – aber auch hierzu kann zunächst der Hausarzt oder ein entsprechender Facharzt Auskunft geben. Die Möglichkeiten einer Operation reichen dabei von der Entfernung der Schweißdrüsen in den Achseln bis hin zum Durchtrennen von „Schweißnerven“ im Brust- oder Bauchraum.

Die gute Nachricht ist:

In den allermeisten Fällen lässt sich zumindest gegen das Symptom des Schwitzens wirksam etwas unternehmen. Wer also zu vermehrter Schweißproduktion neigt und darunter leidet, ist auf jedem Fall beim Arzt oder in der Apotheke gut aufgehoben. Selbst wenn nicht gegen jede Ursache etwas getan werden kann, kann man oft recht einfach Maßnahmen zur Linderung des Symptoms finden – und eben darum geht es gerade bei einer Hyperhidrose ja auch in erster Linie.

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